Die Festung Girne
Die Festung Girne macht von außen mit seinen geraden Mauern und den vier Ecktürmen den Eindruck, sie habe einen annähernd quadratischen, klar gegliederten Grundriß. Aber die vielen Umbauten und Erweiterungen der Eroberer und späteren Verteidiger gingen alle auf militärische Anforderungen zurück und so ist das Innere der Festung eben nicht klar gegliedert. Die heutige Gestalt der Festung ist im wesentlichen von den Venezianern geschaffen worden, danach sind nicht mehr viele Änderungen vorgenommen worden.
Ursprünglich ist sie im 7 Jahrhundert von den Byzantinern zum Schutz gegen die Überfälle der Araber gebaut worden. Die Lusignans haben sie nach dem Fall von Akkon (1291) verstärkt und die Mauern erhöht. Die Baumaßnahmen wurden 1371 unterbrochen, als die Festung vier Jahre lang von Genuesern belagert wurde, es war die längste Belagerung, die jemals überstanden werden mußte. Danach wurde die Anlage weiter verstärkt im Lichte der damaligen Kriegskunst: man mußte sich vornehmlich gegen Ritter in Rüstungen und gegen Bogenschützen wehren. Die Anlage war vor dem 14. Jahrhundert von einem Wassergraben umgeben und nur über eine Zugbrücke zu betreten. Als die Venezianer 1489 die Herrschaft über die Insel ergriffen hatten, verstärkten sie erneut die Mauern, vergrößerten die Verteidigungsanlagen und bauten an der Nordwest- und Südostecke neue Wehrtürme. Die Venezianer befürchteten einen Angriff der Osmanen, die mittlerweile über Artillerie verfügten. Als diese aber 1570 die Hauptstadt Nicosia erobert hatten, wurde die Stadt Girne mit ihrer Festung am 9. Juli 1570 kampflos an die Eroberer ausgeliefert.
Innerhalb der Mauern befindet sich noch eine kleine byzantinische Kapelle aus dem 11. oder 12. Jahrhundert sowie das von einem schlichten grünen Tuch verhüllte Grab des Sadik Pascha, der seinerzeit Girne für den Sultan erobert hat. Türkische politische Gefangene, die während des Ersten Weltkrieges hier interniert waren, hatten es am Ende des zum Zentralen Hofes führenden Ganges errichtet. Erst 1974 ist der Sarkophag wieder an den ursprünglichen Platz gebracht worden, nachdem er zeitweise auf dem Baldoken-Friedhof im Zentrum der Stadt gestanden hatte.
Im Nordostturm werden vorchristliche Grabanlagen und Szenen aus dem Dorfleben gezeigt, hier werden auch Uniformen und Rüstungen der verschiedenen Soldaten gezeigt, die im Laufe der Jahrhunderte auf der Insel stationiert waren.